Noch heute überragen die wuchtigen zweistöckigen Baukomplexe der alten Einkehrgasthöfe ihre ebenerdigen Nachbarhäuser. Sie waren nicht nur Herbergen sondern umfassende Versorgungsstationen, dienten als Poststation, leisteten Umspanndienste, manche boten sogar eine Wagenschmiede für Reparaturen an.

Das Kasanwirtshaus ist der klassische Typ eines alten Einkehrgasthauses - und heute noch in BetriebAls Kaiser Karl VI. 1722 den Ausbau der Kaiserstraße befahl entstanden auch die "klassischen" Einkehrgasthöfe. In regelmäßigen Abständen von ca. 10 km wurden sie erbaut, die meisten sind in Form und Größe ähnlich. Die lang gestreckten Gebäude verfügen über ein gewölbtes Erdgeschoss, darüber ein Stockwerk mit den Zimmern und ein Walmdach.

Kasanwirt bei Wolkersdorf Das alte Kasernenwirtshaus ist der besterhaltendste Einkehrgasthof.

Meist wurden die Gasthöfe in den Dörfern gebaut wo viele heute noch als Gemeindewirtshaus in Betrieb sind. Einige wurden allein auf weiter Flur errichtet um Reisende, die nicht mehr in die nächste Siedlung gelangen konnten, Obdach und Versorgung zu bieten.
In den wichtigsten Orten an der Kaiserstraße wie Wolkersdorf oder Gaunersdorf, heute Gaweinstal, entstanden sogar mehrere dieser großen Herbergen.

Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts die Kaiserstraße viel ihrer Bedeutung verloren hatte erhielten auch viele der alten Einkehrgasthöfe eine neue Bestimmung. Einige wurden zu den Dorfgaststätten, andere vollständig umgebaut als Verwaltungsgebäude genutzt, doch bestanden die meisten zumindest als Gebäude bis über den Zweiten Weltkrieg hinaus. Erst in den letzten Jahrzehnten verschwanden manche dieser Zeugnisse der Reisegeschichte des Weinviertels durch Abbruch.

Anzengruberhof Wolkersdorf Der ehemalige Einkehrgasthof zum goldenen Strauß wurde 2002 abgebrochen